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by jokl

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202509 Timisoara

Timsoara - Temeswar. Eine rumänische Großstadt im nordwestlichen Ende.

Posted on 7th Sep 2025

Anreise



Von Krieglach nach Temesvar beträgt die kürzeste Distanz mit dem Auto ca. 630 km. Aufgrund des hohen Autobahnanteils benötigt man - selbst mit keinen Pausen - nicht mehr als 6:30 Stunden. Das gilt zumindest wenn man am Sonntag fährt. Wochentags kann sich die Fahrtzeit um 50% erhöhen. Baustellen, LKWs, Unfälle etc.


Das Wort nach dem man sucht ist WEITE. Sobald man die ungarische Grenze passiert hat, werden Hügel immer weniger und nach kurzem sind Berge bestenfalls als Fata Morgana verfügbar und Hügel haben seltenheitswert.

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Zuerst die ungarische Weite



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Nun die rumänische Weite





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Capuccino um ungerechnet 2 Euro



Weil auf kleiner Fläche und noch dazu dünn frequentierter Autobahn folgende Kennzeichen-Länder zu sehen waren: Belgien, Spanien, Dänemark, Polen, Österreich, Grossbritannien und auch ein kennzeichenloser PKW war verfügbar für das Foto.


Das BYD Werk in Ungarn sorgt international für Aufsehen, tatsächlich fährt man an den 300 Hektar ein paar Minuten vorbei. Man kann gespannt sein ob die Europäer dem Hersteller die Modelle aus der Hand reißen. Zur Not kann BYD ja versuchen die PKWs nach China zu exportieren.


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Die etwas trockenen Fakten zu Timisoara: ca. 250.000 Einwohner, also in etwa so groß wie Graz. Luftlinie ca. 20 km von der serbischen Grenze und ca. 40 km von der ungarischen Grenze entfernt. Die Lage im äußersten Nordwesten von Rumänien wird schnell sichtbar, wenn man Timisoara auf der Landkarte betrachtet.

Im Verlauf der Jahrhunderte (die Region war ab 1716 für ca. 200 Jahre zur österreich-ungarischen Monarchie zugehörig) und durch die Grenznähe zu den beiden oben genannten Ländern ergibt sich in Architektur, Sprache und Kultur eine interessante Mischung.
So sind viele Schilder mit der Beschreibung zur Stadt zumindest in EN, häufig aber auch in Deutsch und Ungarisch ausgeführt.

Die Stadt war 2023 europäische Kulturhauptstadt, so erklärt sich der signifikante Unterschied in der Qualität der Ausführung vieler Plätze und Hausfassaden.

Im Zentrum von Timisoara dominieren drei Plätze: Der Platz der Vereinigung, der Platz des Sieges (Victorei) und Platz der Freiheit.


Beginnen wir mit dem Platz der Vereinigung.

Begrenzt von Kirchen, Restaurants und dem kunsthistorischen Museum.

Der Platz ist der älteste Platz und befindet sich innerhalb des alten Stadtkerns. Der Name - Unirii - geht auf die Banater Schwaben aus dem Jahr 1919 zurück die für den Verbleib der Region bei Rumänien gestimmt hatten. Andere Teile des Banat gingen an Ungarn oder Serbien. Eine noch sinnvolle Ergänzung: Die Bezeichnung Schwaben stimmt nur für einen kleinen Teil der deutschsprachigen Migranten, er hatte sich aber eingebürgert und wurde von der slawisch bzw. ungarisch-stämmigen Bevölkerung verwendet.


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Die St. Georgs-Kirche



Die Kirche gehört zur katholischen Konfession und bietet Messen in rumänisch, deutsch und ungarisch an, der Bau wird dem Architekten (Sohn) Fischer von Erlach zugeschrieben.

Und sie ist nun am Sonntag später Nachmittag gut besucht und das nicht nur durch Senioren. Zudem bietet die Gemeinschaft Wallfahrten an, in 2025 beispielsweise nach Padua, in die Slowakei oder sogar eine Wallfahrt der Motorradfahrer.


Weil wir gerade bei den Stätten der Gläubigen sind:

Vielfalt und Erscheinungsbild der Kirchen auf den Spazierwegen sind beeindruckend. Hier beispielsweise die Synagoge, ein Prachtbau für etwa 250 gläubige Juden in Timisoara

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Erfreulicherweise: Keine Bewachung erforderlich, wie in anderen europäischen Städten.




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Ein wetterfester Gast in der Altstadt



Der Platz der Freiheit

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Die Gruppe an Sitzbänken rechts im Bild lauscht einer Klavierspielerin



Übrigens hieß der Platz unter österreichisch-ungarischer Regentschaft Paradeplatz. Danach Prinz-Eugen Platz bis er seinen heutigen Namen erhielt.


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Die Proklamation von Timisoara




Diese Proklamation aus dem Jahr 1990 war Teil des Umsturzes und dem Bemühen nachhaltig demokratische Strukturen einzuführen. Sie wurde von einem Journalisten niedergeschrieben (George Serban), die Punkte stammen von führenden Teilnehmern der Rumänischen Revolution 1989 mit dreizehn Punkten.

Der Übergang zur Oper ist nicht zufällig, hier wurde die Proklamation zum ersten Mal öffentlich verlesen.

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Platz des Siegees - Victoriei

Grünanlagen, Cafes und Restaurants, Brunnen, viele Bänke und am Ende die detailreiche und prachtvolle orthodoxe Kirche. Ein Platz für Menschen und angesichts der Besucher wird er auch gern angenommen.

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Vielleicht ein wenig zu nobel, kaum Besucher in dem stilvollen Restaurant.

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Das Zielmann Denkmal vor der griechisch-orthodoxen Kirche

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Ein Werk des Temeswarer Bildhauers Béla Szakács aus dem Jahr 1994



EIGENTLICH gehört diese Wand zu einem Spital, gegründet 1737. Die Mönche in dem Orden haben sich um Kranke und Arme gekümmert, daher hat im Jahr 1748 Maria Teresia eine namhafte Summe in den Bau investiert. 1990 wurde die Kirche vom römisch-katholischen Episkopat an die griechischen Katholiken übergeben.



Und zum Abschluss: Ein Ausblick auf die Stadt vom Sky Restaurant.

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Am Fuß des Restaurant-Gebäudes liegt übrigens eine Schleuse, bzw. die Reste davon.

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Erfreulich, weder am Abend noch sehr früh am Tag machte sich bei den Spaziergängen ein Gefühl von Unsicherheit breit. Keine Form von Aggressivität oder Kriminalität spürbar.


Die anderer Seite

Nach den Bilden des sehr gepflegten, beinah reichen Timisoaras nun eine andere Realität.


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Diese Form der Verkabelung ist nicht die Ausnahme sondern stellt, außerhalb des sanierten Zentrums, die Regel dar.




Auf der Suche nach einer Bäckereikette wie den Auers oder den Sorgers in Graz bin ich doch fündig geworden. Hier, rechts im Bild ein kleiner Laden mit überschaubarer Vielfalt.

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Obst und Gemüse sind nicht billig, gemessen am Durchschnittseinkommen.




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Sozialtische am Obst - und Gemüsemarkt



Das durchschnittliche PKW Alter ist sicher höher als 15 Jahre, E-Mobilität findet man kaum, bestenfalls bei einem Teil der Essenszusteller. Der andere Teil nutzt echte Muskelkraft mit Rädern ohne High-Tech.


Bei einem Abendessen ist ein bettelnder Bub vorbeigekommen, der an jedem Tisch angeklopft hat. Die rumänisch-besetzten Tische haben sich freigiebig gezeigt.
Sucht man im Internet ein wenig nach der Historie dazu, dann findet man eine lange Geschichte der Kinderarmut.


Es bleibt auch nicht sehr Aufmerksamen verborgen, dass der Wohlstand in Österreich eine fallende Tendenz aufweist, aber die Menschen in Rumänien haben noch ganz andere Herausforderungen bei der Bewältigung ihres Lebens.

 

Die Heimfahrt


Es gibt eine Landesstraße von Timisoara, direkt in Richtung ungarischer Grenze, Szeged. De facto gleiche Fahrtdauer verglichen mit der Fahrt über die Autobahn via Arad.


Die Ortsdurchfahrten ermöglichen trotzdem einige tolle Impressionen der Städte dort, Sandra, Grosssanktnikolaus, Triebswetter oder Gottlob.


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Man beachte die Dachrinnen: Es ist die Regel, dass diese - 2-4 Meter lang - in einen Graben hin zur Strasse entwässern.




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Selbst wenn die Häuser sehr einfach gehalten sind, auf die Kirchen wird geachtet.




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Nicht die Einzige dieser übergroßen Christusdarstellungen




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Beim Verlassen von Rumänien.




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